Die Erkältung aus Sicht der Chinesischen Medizin, Vorbeugung und Hausmittel
Wir kennen das alle – im Herbst, im Winter oder bei Wetterwechsel fangen wir an, uns zu erkälten. Wie kommt es dazu?
Wind, Kälte und Feuchtigkeit beherrschen dann das Wetter, und aus Sicht der Traditionellen Chinesische Medizin (TCM) dringen genau diese Klimafaktoren in uns Menschen ein.
Ein eingedrungener Wind wird von unserer Abwehrkraft (das sogenannte wei qi) als Niesen oder Husten wieder herausbefördert.
Feuchtigkeit sehen wir schon in dem einen Tropfen in der Nase, wenn es draussen regnet oder wenn wir uns in der Herbstzeit die Nase putzen müssen, obwohl wir nicht erkältet sind. Konnte die Feuchtigkeit jedoch tiefer in unseren Körper eindringen, dann haben wir verdickte Schleimhäute und Sekrete, sodass die verschiedenen Atemwege verstopfen können.
Wenn wir uns zu lange in der Kälte aufhalten, dann kann auch die Kälte in unsere tieferen Schichten eindringen, und wir frieren oder frösteln. Der Körper versucht durch Muskelbewegungen (Zittern) der Kälte entgegenzuwirken und wenn wir schlau sind, trinken wir heisse Getränke und essen warm oder gehen in die Badewanne oder Sauna. Falls es notwendig ist, heizt sich unser Körper auch auf – dann haben wir Fieber und die TCM spricht von Hitze oder Feuer im Körper.
Meistens dringen gleich mehrere klimatische Faktoren zusammen in unseren Körper ein.
Wer sich häufiger erkältet oder sogar eine chronische Infektion der Atemwege hat, zum Beispiel eine Nasen-Nebenhöhlen-Entzündung, leidet meist unter einer Schwäche des Metall-Elementes. Diese kann ursprünglich in diesem Element begründet sein, häufig verstärken aber sogenannte Regulationsstörungen zwischen den 5 Elementen die Erkältungsgefahr, und vorrübergehend oder längerfristig kann eine Infektneigung der oberen Atemwege entstehen. Dies passiert, wenn wir länger unter Stress stehen, uns überarbeiten und erschöpfen oder nicht ausreichend schlafen, ungünstig essen und uns zu wenig oder zu viel bewegen.
Was können wir im Falle einer gerade beginnenden Erkältung tun?
Zuerst sollten Sie sich Zeit nehmen und ausruhen. Dabei sollten Sie versuchen etwas zu schwitzen, indem Sie sich zum Beispiel einen Ingwertee frisch kochen. Frischer Ingwer (chinesisch: Sheng Jiang) ist ein bekanntes Heilmittel in der TCM und wird in verschiedenen Zubereitungsformen oder in individuellen Tee-Anmischungen von den Ärzten für Chinesische Arzneitherapie verwendet.
Frischer Ingwer gilt als scharf und erwärmend und kann auf diese Art eingedrungene Faktoren wie Wind oder Kälte lösen, herauswerfen und den Körper befreien und stärken. Ingwer wirkt auf die Lunge und den Magen (Milz und Magen aus TCM-Sicht). Zu beachten ist, da der Ingwer wärmt, sollte er bei bereits bestehendem Fieber, heissem Kopf oder Magen nicht eingenommen werden. Auch in der Schwangerschaft sollte frischer Ingwer nicht angewendet werden – er wirkt zu „bewegend“.
Bei gerade beginnenden Infekten jedoch, die noch versuchen tiefer einzudringen, ist Ingwer-Wasser genau das Richtige!
Ingwer-Tee kochen
Ein etwa daumengroßes Stück der frischen Ingwerwurzel mit Schale in schmale Scheiben schneiden. Mit 1-2 Tassen Wasser kurz aufkochen und 10 Minuten ziehen lassen. Je nach Geschmack gern mit braunem Zucker oder Honig süßen. Wer es mag, kann gern die Ingwerscheiben essen.
Eine Opernsängerin verrieht mir in meiner Praxis, dass sie und ihre Kollegen bei beginnender Erkältung sogar die rohe Ingwerknolle essen…. guten Appetit!
Prophylaktische Wirkung:
Neben der Stärkung des Metall-Elementes aus Sicht der Chinesischen Medizin und dadurch erhöhter Abwehrkraft in diesem Bereich (wei qi), verhindert Ingwer das erneute Eintreten von Wind (z.B. Husten, Niesen), Feuchtigkeit (zum Beispiel Sekrete, verstopfte Nase) und Eintreten von Kälte (fiebrig-krank, frösteln).
Was sollten wir essen, wenn die Erkältung da ist?
Grundsätzlich empfiehlt es sich in der akuten Erkältungsphase Milchprodukte, Weizen und raffinierten Zucker und Fleisch zu vermindern oder darauf zu verzichten.
Aus Sicht der TCM ist es ebenfalls sehr wichtig, warm und mit Getreide zu frühstücken z.B. Haferschleim mit Wasser und ggf. Trockenfrüchten. Sehr zu empfehlen sind kräfigende Brühen oder Suppen und Reis.
Was können wir zur Vorbeugung tun?
Bewegung an der frischen Luft – gut durchatmen! Das befeuchtet die unter anderem Atemwege, die in der Heizungsluft getrocknet wurden. Dann verteilt sich die Abwehrkraft besser an den Oberflächen und kann ihre Aufgaben erfüllen. Ziehen Sie sich ausreichend warm und gegen Wind geschützt an. Besonders am oberen, seitlichen Nacken an der Schädelbasis finden sich Punkte, an denen der Wind besonders gern eindringt (für die, die den Akupunkturpunkt wissen möchten: Gallenblase 20, Palast der Winde). Tragen Sie also ggf. ein Halstuch oder einen Schal. Schlafen Sie ausreichend. Wenn Sie es schaffen, dann trainieren Sie Ihre Poren, damit diese sich schnell genug verschliessen bevor Wind, Kälte und Feuchtigkeit eindringen. Dazu können Sie die Sauna besuchen oder auch kalt duschen. Bürsten Sie die Haut oder rubbeln Sie sich trocken, das fördert die Durchblutung der Haut und hilft dem Stoffwechsel bei der Entgiftung und Reinigung. Auch schwarzer Holundersaft hilft neben dem Ingwer-Tee zur Vorbeugung oder bei Erkältungen, denn er befreit aus Sicht der TCM die Oberfläche (heiss oder kühl trinken):
Holunderbeersaft herstellen
Holunderbeeren waschen und von den Stengeln abrebeln. Etwa 2 cm Wasser in einen Topf geben und bis doppelt soviele Beeren (4 cm) hinzugeben. Aufkochen und 15 Minuten köcheln lassen bis die Beeren weich sind. Bei Bedarf etwas Honig oder Stevia zum Süssen hinzu geben. Zum Abseihen ein Tuch in ein Sieb legen um die breiige Masse zu trennen. Das Abtropfen kann einige Stunden in Anspruch nehmen (zum Beispiel über Nacht). Dann frisch trinken, evtl. mit kaltem oder heissem Wasser verdünnen.
Die Hauptmenge muss im Kühlschrank aufbewahrt werden oder als Saft eingekocht werden.Zum Einkochen muss der Saft in Flaschen oder Gläser umgefüllt werden und mit einem Gummipropfen verschlossen werden. Damit der Holundersaft haltbar wird, muss er mindestens 20 Minuten im Wasserbad kochen.
Sollten bei Ihnen dennoch Symptome länger bestehen oder wieder kehren, dann wenden Sie sich an einen Arzt oder Therapeuten für Chinesische Medizin. Hier kann Ihnen mit einer Anpassung der Chinesischen Kräuterheilkunde an die individuelle Symptomatik und/oder mit Akupunktur mit Sicherheit geholfen werden!
Autor: Dr. med. Dunja Petersen, TCM-Ärztin, Kiel